The Ivy Years: Solange wir schweigen. Sarina Bowen

Solange wir schweigen

Michael Graham war davon ausgegangen diese Kapitel seines Lebens für immer abgeschlossen zu haben. Doch als John Rikker plötzlich vor ihm in der Eishockeykabine steht, werden alle alten Wunden wieder aufgerissen. Denn die beiden Jungs kennen sich von früher, als sie noch die allerbesten Freunde waren – und noch viel mehr als das.

»Der gelassene Blick ihrer blauen Augen gab mir den Mut, weiterzusprechen. ›Die Wahrheit ist, dass ich genauso auf Schwänze stehe wie du. Vielleicht sogar mehr.‹«

Doch Graham hat Rikker damals sehr wehgetan. Seitdem versucht er zu leugnen, wer er wirklich ist. Doch wie lange kann es gut gehen dem Rest der Welt etwas vorzuspielen? Was ist, wenn Rikker sein Geheimnis ausplaudert? Oder noch viel schlimmer, er sich durch dessen Anziehung selbst verrät?

LYX VERLAG
PAPERBACKNEW ADULT
374 SEITEN
ALTERSEMPFEHLUNG: AB 16 JAHREN
ERSTERSCHEINUNG: 26.10.2018

12,90 € inkl. MwSt.

Pressestimmen – Kölnische Rundschau

Buchtipp erschienen auf der Kinderseite der Kölnischen Rundschau von Lara Felicitas Apel
Buchtipp Kinderseite Kölnische Rundschau von lfa (Lara Felicitas Apel)

Bevor ihr die Rezension lest: In all unseren Köpfen bestehen Vorurteile. Bitte verurteilt mich also nicht dafür, was ich im Folgende ausspreche. Aber als ich das Buch von Sarina Bowen beendet hatte waren sie weg – alle. Ich kann nur empfehlen: Lasst euch drauf ein!

»Krank. Ich war also krank. Das Wort hallte monatelang in meiner Brust nach. […] Wenn ich krank war, hoffte ich den Krankheitskeim mit Stumpf und Stiel ausrotten zu können, ehe irgendwer etwas bemerkte.«

Um welches Thema dreht sich das Buch

Zunächst war ich ein wenig skeptisch, als ich bemerkte, dass sich dieses Buch um das Thema Schwul sein drehen würde. Natürlich bin ich den homosexuellen Mitmenschen gegenüber tolerant eingestellt und würde sie aufgrund dieser Tatsache auch niemals anders behandeln. Denn auch in meinem Freundeskreis gibt es einige Homosexuelle, die echt cool drauf sind. Kurz vor Weihnachten hat sogar ein Pärchen geheiratet. Das sollte doch eigentlich darauf hindeuten, dass es Gleichberechtigung gibt, oder? Dennoch wissen wir von Kindesbeinen an, was wir in die „normale“ Schublade einzusortieren haben und was nicht. Weil uns diese unbewusste Kategorisierung von der Gesellschaft vermittelt wird. Wie gesagt, ich habe überhaupt kein Problem mit Homosexualität, aber gelegentlich ertappe ich mich schon dabei, wie ich denke: „Aber von der Natur vorgesehen ist es ja nun nicht wirklich“ und im nächsten Moment hasse ich mich schon wieder für diesen Gedanken.

»Even though in my heart I know it´s not a bad thing, there´s still a piece of me that thinks that. And I hate that side of me.«

– SHAWN MENDES

Da geht es mir ähnlich wie Shawn Mendes, auch wenn er natürlich durch einige Gerüchte persönlich betroffen ist. An dieser Stelle möchte ich ein Statement setzen: Es sollte keinen Unterschied machen, ob Shawn Mendes schwul ist oder nicht. Entweder mögt ihr seine Musik oder halt eben nicht. Warum gibt es so viele Menschen, die sich damit beschäftigen anderen das Leben zur Hölle zu machen? Was habt ihr davon? Und warum kümmert ihr euch nicht um eure eigenen Probleme – kehrt vor eurer eigenen Haustür, wie meine Schwester sagen würde – statt dort welche entstehen zu lassen wo es gar keine gibt?

»Rikker warf mir knurrend ein Geschirrtuch zu. Als ich mir die Hände wusch, war ich überzeugt, in einem Paralleluniversum gelandet zu sein, in dem ein Typ mit seiner Oma über seinen Exfreund sprechen konnte.«

Mein Eindruck

Für mich war dieses Buch eine wunderbare Chance. Eine Chance die Welt aus den Augen eines schwulen Eishockeyspielers kennen zu lernen. Es hat nicht viele Seiten gedauert, das hatte sich meine anfängliche Skepsis in Luft aufgelöst. Wir alle sind Menschen, da sollte es keine Unterschiede geben. Und hätten mich die Charaktere im Buch nicht immer wieder daran erinnert, wäre mir irgendwann gar nicht mehr aufgefallen, dass hier etwas anders ist. Auch meine Befürchtungen in einem New-Adult Roman mit zwei schwulen Hauptcharakteren könnten sich einige Szenen komisch oder unangenehm anfühlen, waren völlig unbegründet.

Am Ende sind es einfach nur zwei Menschen, die das Glück haben, die wahre Liebe gefunden zu haben. Was macht es also für einen Unterschied, ob es zwei Männer sind? Für manche Leute offenbar einen riesigen – besonders beim Eishockey. Das hat Rikker nur zu oft schon am eigenen Leib erfahren müssen. Liebe ist ohnehin schon kompliziert genug. Warum denken manche Menschen, sie hätten das Recht über andere zu urteilen?

»›Wie kannst du ihm jeden Tag begegnen, ohne ihm die Fresse zu polieren? Bei dem ganzen Dreck, der aus seinem Mund kommt…‹ Rikker seufzte. ›Na ja, ich halte ihn zwar für einen Schwachkopf und ein Riesenarschloch, aber ich glaube nicht, dass so etwas heilbar ist. Es gibt einen tieferen Grund dafür, dass er von mir angekotzt ist; deshalb haue ich ihm keine rein. Weil er ebenso wenig was dafür kann, dass er ein Arsch ist, wie ich, dass ich schwul bin.‹«

Sarina Bowen verpackt eine ganz wichtige Gesellschaftskritik in ihrem Roman. Man hat die Chance die Perspektive zu wechseln und eine Welt kennen zu lernen, die einem fremd ist, obwohl sie es nicht sein sollte, denn es ist die gleiche. Der Leser lernt die alltäglichen Probleme eines Schwulen über Graham und Rikker kennen. Auch wenn die meisten Dinge, mit denen die beiden Probleme haben eigentlich unproblematisch sein sollten.

»Leute wie Big-D liegen voll daneben. Sie meinen immer Schwule seifen sich genüsslich und in aller Ruhe ein, während sie den Jungs beim Haarewaschen zuschauen. Aber so was gibt es in keiner Universitätsumkleide der Welt. Der Schwule ist immer der, der sich besonders unauffällig verhält, rasend schnell duscht und dann zusieht, dass er Land gewinnt. Er zieht seine Unterwäsche an, während seine Haut noch feucht ist, auch wenn sie ihm danach den ganzen Abend über am Hintern klebt.«

Auch in diesem dritten Band begegnen uns wieder bekannte Charaktere Besonders Adam Hartley ist mit ins Geschehen eingebunden, da er Mannschaftskapitän ist. Das hat mich besonders gefreut, denn Hartley ist ein echt aufgeschlossener diplomatischer Mensch, und versucht immer eine Lösung zu finden.

Aber auch John Rikker ist echt cool drauf. Im Gegensatz zu Graham hat er sich dazu entschieden reinen Tisch zu machen, sich zu outen – und zwar öffentlich. Zwar hat dadurch mit offener Konfrontation zu kämpfen und es gibt gute wie auch schlechte Tage, aber insgesamt ist er im Reinen mit sich selbst. Er lässt sogar die zahlreichen Zurückweisungen von Graham ohne Ausraster über sich ergehen. Das zeugt von wahrer Größe. Ich mag ihn echt gerne.

»›Oma?‹, sagte ich heiter. ›Ich komme schon irgendwie drüber weg, wenn meine Eltern mir diese Jahr keine Weihnachtskarte schicken.‹ Sie ließ die Schultern hängen. ›Das ist nicht lustig, John.‹ ›Nein?‹ Das fand ich schon. Weil mir meine Eltern das Schlimmste längst angetan hatten. Jetzt flippten sie doch nur aus, weil ich in den Nachrichten war und ihre Kirchenfreunde es mitbekommen würden.«

Michael Graham ist in seiner Welt gefangen. Betäubt sich mit Alkohol so viel es geht, schläft mit Mädchen, belügt sich selbst und seine besten Freunde. Natürlich ist das seine Rolle, dass er sich nicht überwinden kann mit dieser Wahrheit zu leben und schon gar nicht möchte, dass andere diese Seite von ihm kennen. Allerdings benimmt er sich Rikker gegenüber unmöglich und sehr egoistisch, was auch erst mal so sein muss. Allerdings zieht sich das für meinen Geschmack etwas zu lange hin, sodass ich irgendwann ziemlich von Graham genervt war.

»Da war zum Beispiel Graham, der heute Abend so einladend ausgesehen hatte wie ein Atompilz. Ich wusste etwas über ihn, das andere nicht wissen sollten.«

Echt amüsant fand ich Rikkers Ex-Freund und dessen jetzigen Freund. Sie leben ihre Sexualität offen aus und feiern das Leben. Aber vor allem sind sie echte Freunde.

Fazit: Falls ihr es bis jetzt noch nicht heraus gelesen habt, ich war unfassbar beeindruckt von diesem Buch! Eigentlich sollte es jeder lesen, vielleicht wäre unsere Welt dann ein kleines bisschen besser und toleranter!

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Hier kommt ihr zum LYX VERLAG und hier zu meiner letzten Rezension zu »Das Leben ist zu kurz für kompliziert« von Andrea Ulmer!

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