Was haben Eischnee und Dauerwellen gemeinsam?

Der fertige braune Lebkuchen-Teig in den passenden Formen für unser Knusperhäuschen
Lebkuchen-Knusperhäuschenteig

Ich würde sagen, damit man Lebkuchen-Knusperhäuschen bauen kann. Das ist der einzig gute Grund, der mir einfällt.

Eigentlich wollten wir ja einen Stollen nach traditionellem Familienrezept backen. Als wir allerdings feststellen mussten, dass sich die Hälfte der Zutaten nicht wie eigentlich vermutet in der Vorratskammer befindet, und keiner von uns die geringste Lust hatte bei dem Versuch die Zutatenlücken zu schließen am 11.11. im jecken Gewimmel verloren zu gehen, beschlossen wir den Stollen auf einen zutatenreicheren Tag zu verschieben. Statt dessen konnten wir uns voll und ganz auf unser kleines Hexenhäuschen konzentrieren.

Schließlich freute sich meine kleine Schwester Isabella schon so lange darauf ein paar braune Lebkuchenplatten in ein richtiges Lebkuchen-Knusperhäuschen (oder Hexenhäuschen, wie sie es immer nennt) zu verwandeln. Und damit diese auch gut zusammen halten, mussten wir aus Puderzucker und einem Eiweiß einen perfekten Eischnee anrühren. Doch warum bekommt Eischnee seine Konsistenz?, fragte ich mich während ich mit dem Handmixer die Zutaten malträtierte.

Isabella

Klar, das Eiklar wird steif, weil man durch das Schlagen die Luft in die klebrige Masse hineinbringt. Viele kleine Luftbläschen sorgen also dafür, dass sich der Schleim stabilisiert und eine Art Volumen aufbaut. Aha! Volumen, das hat doch auch was mit Dauerwellen zu tun. Aber erst mal weiter im Text. Wie kann es sein, dass die eingeschlagene Luft nicht wieder entweicht?, habe ich mich gefragt.

Während ich gedanklich in die Welt von Riesenmolekülen, die aus langen Ketten von Aminosäuren bestehen, abgetaucht war Isabella bereits mit dekorieren beschäftigt und voll in ihrem Element. Ich kleckerte mit dem Eiklar, und sie klebte damit die Verzierungen fest. Dann schnappte sie sich Schere und ein Stück Pappkarton. „Was machst du denn da?“: Ich konnte mir nicht erklären, was das jetzt mit unserem Hexenhäuschen zu tun hatte. „Na, ich schneide die Hexe, Hänsel und Gretel aus!“ Da sieht man mal, wie die Kinder mitdenken. Inzwischen versuchte ich mit konzentriertem Blick winterlich anmutende Eiszapfen ans Dach zu zaubern.

Unser fertiges Lebkuchen-Knusperhäuschen mit riesen Eiszapfen aus Eischnee und Zuckerdekor - hält genauso gut wie eine Dauerwelle (schmeckt aber besser!)
Fertiges Lebkuchen-Knusperhäuschen mit Eischnee – hält genauso gut wie eine Dauerwelle (schmeckt aber besser!)

Was mir nach ein paar Übungsversuchen auch tatsächlich gelang. Seht euch nur den großen Eiszapfen an, der vom Giebel hängt! Und womit „hängt“ das zusammen? Schwefelbrücken sorgen dafür, dass die Riesenmoleküle verknäulen. Um den Aufbau eines Materials zu verändern, muss man ihm die Chance geben, alte Bindungen aufzulösen um neue Zusammenschlüsse zu schaffen. Bei Eiklar wie auch bei Haaren sind es die Wasserstoffbrücken (die lockeren Bindungen zwischen den Eiweißmolekülen), die sich lösen. Das Schlagen gibt dem Eiklar diese Möglichkeit, und bei den Haaren ist es das Waschen und Föhnen, das die Option eröffnet neu zu formen. Und dank der Schwefelbrücken bleibt die gewünschte Form. Wie gesagt, ich denke, die Schwefelbrücken tun uns diesen Gefallen, damit wir uns an Knusperhäuschen erfreuen können. Und wahrscheinlich sind auch auch alle Frisuren-Freunde dankbar, dass es sie gibt. 💇🏼‍♀️🍰

Ich wünsche Euch allen ganz viel Spaß dabei Eure ganz individuellen Lebkuchen-Knusperhäuschen zu gestalten! Ich freue mich schon auf Eure Kommentare.

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