Die Flucht ist gelungen. Aber reicht das? Der neue Planet Huxley-3 scheint sie nicht wirklich freundlich willkommen zu heißen, auch wenn er Seren ein wenig an das erinnert, was sie aus den Filmen kennt, die sie über die Erde gesehen hat.
»›Ich meine, wir haben unser ganzes Leben auf der Ventura verbracht, wo wir nicht die geringsten Wahlmöglichkeiten hatten. Und jetzt sind wir desertiert, nur um in einer Situation zu enden, die uns ebenfalls keine große Wahl lässt.‹«
Aber für Seren zählt nur eins: Die wahre Liebe! Sie will für immer mit Dom zusammen sein, und sie vertraut ihm blind in ihrer rosaroten Euphorie.
Der Sand auf seinem Gesicht funkelt m Licht der Sonne, glitzert wie Sternenstaub und rieselt auf mich herab, fein wie Salz.
Doch unterscheidet sich Dom wirklich so sehr von anderen Männern? Schließlich hat jeder seine Bedürfnisse. Das ist allerdings die geringste Hürde. Auf der Insel ist nicht viel Essbares zu finden, und das Wetter schlägt um von einem Extrem ins andere. Und was hat es mit dem lila Schimmern am Korallenriff und diesem seltsamen Signal, dass das Navi empfängt, auf sich?
Besser keine Zukunft oder ungewisse Zukunft
Auf der Ventura hatten sie keine Zukunft. Alles in festen Bahnen vorbestimmt und unglaublich einengend. Die Flucht ist der einzige Ausweg und für die vier hemmungslosen Optimisten auch die einzige Zukunft. Seren hat Dom bei sich, alles andere ist ihr egal. Für Mariana und Ezra ist es schwieriger und einsamer als für die verliebten Turtel-Täubchen.
»Ich liebe es, wenn Dom sich so zu mir beugt, als wolle er mich küssen, und dann im letzten Moment innehält, die Lippen leicht geöffnet, nur Zentimeter von meinem Mund entfernt, bis ich ihm entgegenkomme.«
Die vier haben jedenfalls schwer zu kämpfen, sich mit ihrer neuen Heimat anzufreunden. Die Freude am Anfang und die schleichende aber sichere Desillusionierung, als die Vorräte von Tag zu Tag schwinden, ist so treffend und eingehend beschrieben, dass ich selbst fast verzweifelt war. Unglaublich wie detailreich Huxley-3 beschrieben wird. Man meint fast, man wäre mit den vier dort. Man bangt um die Zukunft der mutigen Freunde und steht beim Lesen fast permanent unter Spannung. Das ist es, was ein gutes Buch ausmacht.
Zum Ende hin hat es mir wortwörtlich die Tränen in die Augen getrieben, und zwar nicht nur latent. Ich war so berührt von der Geschichte (Genaueres zur Story möchte ich natürlich nicht verraten), dass ich fast hysterisch und heulend mit dem Buch im Bett saß.
Wenn jemand so unerwartet stirbt, wird einem bewusst, was man ihm alles hätte sagen sollen und nicht gesagt hat.
Schließlich betrifft diese Situation nicht nur die Landung auf einem fremden Planeten, sondern kann jeden von uns betreffen. Bücher, die einen so zum Nachdenken über das eigene Leben anregen, liebe ich ganz besonders. Für Geschichten, die sich um die Rebellion und das Hinterfragen eines aufgezwungenen Regimes drehen habe ich ohnehin eine Schwäche. Wenn das ganze dann noch mit Romantik verbunden wird, bin ich auf jeden Fall mit von der Partie.
Allen denen das genauso geht kann ich nur die »Rebellion der Maddie Freeman« von Katie Kacvinsky empfehlen, auch wenn man die beiden Bücher überhaupt nicht miteinander vergleichen kann.
Egal wo wir hingehen, wir begegnen immer uns selbst.
Kate Ling ist es wunderbar gelungen die Ernsthaftigkeit der Situation lebendig zu schildern und trotzdem eine Geschichte zu erschaffen, die nicht nur vor Traurigkeit trieft. Seren und Dom bilden mit ihrer Liebe ein wunderbar leichtes Gegengewicht dazu und beflügelt geradezu. Doch auch die Leichtigkeit der Liebe kann nicht für immer bestehen bleiben…
Mein einziger Kritikpunkt wäre der Titel. Er ist zwar in Ordnung, aber doch nicht wirklich etwas Besonderes. Da gefällt mir der englische Titel »The Glow of Fallen Stars« um Welten besser, aber das tut dem Buch an sich keinen Abbruch, sondern soll lediglich eine Anmerkung sein.
Die Ventura-Saga ist ein Muss für jeden, der Fantasy und den Weltraum liebt.
⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Wer begeistert ist, kann das Buch sofort bei Lübbe bestellen, sollte sich aber vorher auf jeden Fall den ersten Band »Wir zwei in fremden Galaxien« zu Gemüte führen.
Mehr über die Autorin Kate Ling erfahrt ihr auf ihrer Webseite.