Tell Me Three Things – Wenn das Glück in deinem Postfach liegt

Erzähl mir drei Dinge von dir, die ich noch nicht weiß.

Waffeln, hm lecker. Ich liebe Waffeln, denn wer tut das nicht? Aber jemanden zu finden, der auch Waffeln mag ist definitiv einfacher, als jemanden zu finden, der den gleichen »an der Waffel hat« wie man selbst.

»›Du hast echt einen an der Waffel.‹  ›du bist nicht die erste, die das sagt.‹ ›Aber bin ich die Erste, die sagt, dasssie genau das an dir mag?‹«

Seine Leute zu finden ist ohnehin schwierig, und das ist wohl noch untertrieben. Aber Jessie ist etwas passiert, dass man keinem wünscht: der Krebs hat ihre Mutter geklaut, einfach weggenommen. Und die Gewissheit zu ertragen, dass ihre Mom nie wieder kommen wird und es an dieser Tatsache nichts zu rütteln gibt, bringt Jessie fast selbst um. Doch als wäre es nicht schon kräftezehrend genug das Teenager-Leben und eine tote Mutter zu verkraften, kommt ihr Vater auch noch mit Neuigkeiten von seiner Geschäftsreise zurück, die Jessie alles andere als erfreulich findet. Er hat heimlich geheiratet, eine reiche Frau aus der Trauergruppe.

Drei Waffeln auf einem rosa Teller
3. Ich weiß nicht mehr, wo ich zu Hause bin…

Von heute auf morgen findet sich Jessie in einer riesigen Villa in Hollywood-L.A. bei ihrer neuen reichen Familie wieder. Unerträglich viele Meilen entfernt von ihrem Zuhause und ihrer besten Freundin Scar. Viele würden vor Freude vermutlich laut aufkreischen, wenn sie plötzlich in ein glamouröses Leben katapultiert würden. Doch Jessie fühlt sich einfach nur fehl am Platz und unglaublich verloren, sowohl in ihrer Trauer als auch in ihrer Verzweiflung sich irgendwie an der Wood-Valley-High zurechtfinden zu müssen.

»›Was glotzt du so?‹ faucht die erste Blondine. Das sind die ersten Worte, die ein Mitschüler […] aus freien Stücken an mich richtet zwei Wochen nachdem ich dort begonnen habe. […] Willkommen im Urwald, denke ich nur. Willkommen. Im. Urwald.«

Und Jessie muss sich ganz alleine durch diesen Dschungel boxen. Denn ihr Vater ist mit seinen eigenen Problemen beschäftigt. Zu ihrer Stiefmutter, die Jessie genauso glatt vorkommt wie das ganze Haus, wahrt sie aus freien Stücken Distanz. Und Theo, ihr Stiefbruder, grüßt sie nicht einmal, wenn sie sich in der Schule begegnen.

High-School–Survival Camp per Chat

Ausgerechnet ein anonymer Chatter bietet Jessie völlig unerwartet an, sie durch den Irrgarten zu lotsen. Doch Jessie ist misstrauisch und hält es für einen schlechten Scherz. Denn mal im Ernst, wer von uns fände das nicht ein bisschen »creepy« von jemandem angeschrieben zu werden, der unbedingt anonym bleiben will, einen selbst aber jeden Tag in der Schule beobachtet? Schließlich könnten auch Blond und Blonder dahinter stecken, um ihr so richtig eins rein zu würgen. Doch nach zwei Wochen muss sie feststellen, dass sie sich da nicht alleine durchboxen kann. Jessie entscheidet für die Online-Nachhilfe im Überleben in L.A. und schluckt das Risiko, eventuell ihre tiefsten Gedanken der Oberzicke der Schule preiszugeben. Sei eine Kämpferin, wie Scarlett sagen würde.

»SN mag sich einen Spaß mit mir erlauben, aber er/sie hat recht: Diese Schule ist ein einziges Minenfeld. Bald werde ich meine eigene Selbsthilfegruppe gründen müssen. «

Doch wer ist SN? Dieser Gedanke lässt Jessie nicht mehr los. Sie chattet jeden Tag mit dem mysteriösen Fremden, und schließt ihn/sie immer mehr in ihr Herz. Denn online ist sie nicht gehemmt und kann sich von ihrer besten Seite zeigen. Sie kann sich geben, wie sie es sich im echten Leben niemals trauen würde. Allerdings will sie sich die Möglichkeit, ihren Seelenverwandten auch im wahren Leben zu treffen, nicht nehmen lassen. Also sucht Jessie nach Indizien, die auf SN hinweisen könnten; scannt die Mitschüler, die gerade tippen, während SN ihr schreibt. Doch da käme so ziemlich jeder in Betracht. Und offenbar kommen Chicago-Girls im „Valley“ ganz gut an als Kontrast zu den ganzen Barbies. Missverständnisse sind also vorprogrammiert.

Humorvoll und doch nachdenklich

Niemand würde gerne mit Jessie tauschen, und ich denke, da kann ich für uns alle sprechen. Denn ihre Mom ist tot. Doch sie lässt sich nicht unterkriegen –  Schicksalsschlag, Umzug und plötzliches Schickimickileben hin oder her. Das alles ballt sich auf 393 Seiten perfekt verpackt in Sprache. Ich habe das Buch super gerne gelesen, denn es verfügt über die richtige Balance zwischen Teenager-Romanze, Witz und dem Ernst des Lebens. Wenn ich ehrlich bin, dann hatte ich während des Lesens fast permanent einen Kloß im Hals, aber auf eine gute Weise. Denn ich musste unaufhörlich daran denken, was ich machen würde, wenn ich Jessies Stelle wäre. Ich würde mich vermutlich vergraben oder versuchen die Wüste zu staubsaugen, aber ich wäre nie wieder dieselbe. Durch Lesen ist mir nochmals klar geworden, wie wertvoll meine Mom für mich ist. Das Buch macht einen nicht zum Trauerkloß oder depressiv, es rüttelt einen wach und schafft es gleichzeitig einem ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern. Umso verdutzter war ich als ich feststellte, dass Jessies Mom im Klappentext nicht auftauchte…

Mir gefällt es aber sehr gut, wie Julie Buxbaum virtuelles und reales Leben miteinander verbindet. Ich bin zwar einerseits ein Verfechter der realen Welt, aber andererseits fühle ich genau wie Jessie und traue mich viel mehr. Man kann sich von seiner besten Seite zeigen, und man hat viel mehr Zeit zu überlegen. Hier kommt allerdings noch eine Komponente hinzu: die Anonymität.

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Pressestimme der Kölnischen Rundschau auf der Kinderseite in der Rubrik Bichtipps (wob).
Kölnische Rundschau Kinderseite (wob)

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Begeistert? Sofort bestellen bei Bastei Lübbe! ISBN: 978-3-8466-0072-6 oder ab in den nächsten Buchladen: kaufen und loslesen!

Wen es interessiert woher der Ausspruch „einen an der Waffel haben“ kommt, der kann sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Sprache von e. V.  schlau machen.

Und wer ab jetzt keine Julie Buxbaum-Bücher mehr verpassen will, wirft am besten einen Blick auf ihre eigene Homepage.

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