Pippa – Mein ganzes Leben steht Kopf

Stadt, Land, Pippa

Würdet ihr lieber auf dem Land wohnen oder in der Stadt? Also mir fällt es immer schwer mich da zu entscheiden. Deshalb beneide ich Pippa sehr, denn sie hat beides. Unter der Woche lebt sie bei ihrer Mutter auf dem Bauernhof und trainiert mit ihren Pferden. Die Wochenenden verbringt sie in der Stadt bei ihrem Vater. In der Stadt braucht man andere Sachen als auf dem Bauernhof. Deshalb ist Pippas Lieblingsshirt ein gestreiftes, weil man das immer tragen kann. Pippa liebt ihre Pferde und sie ist verliebt in „Wolf“, den Skaterjungen vom Großen Platz in der Stadt, dessen Namen sie nicht weiß.

Noch dazu hat sie ihrer kleinen Schwester Poppy aus irgendeinem Grund etwas versprochen, das man eigentlich nicht in die Tat umsetzen kann. Poppy wünscht sich einen Tag, den alle zusammen verbringen – und zwar ohne Streit. Da gibt es nur ein klitzekleines Problem. Pippas Eltern reden nicht einmal miteinander, wenn sie die Kinder vom jeweils anderen abholen. Wie um alles in der Welt soll Pippa also ihr Versprechen halten?

»›Nimm die Sternschnuppe für einen großen Wunsch, dann kümmere ich mich um den Tag ohne Streit‹, sagte ich übermütig. […] Was hatte ich da bloß gesagt?

Bin ich wirklich ein guter Mensch?

Pippa ist eine typische 13-jährige. In ihr Journal schreibt sie alles, was sie beschäftigt, und das auf ziemlich unterhaltende Art und Weise. In diesem Band dreht sich alles um die Frage „Bin ich ein guter Mensch?“. Pippa zweifelt daran, denn in manchen Situationen handelt oder denkt sie manchmal unangemessen, findet sie. Zum Beispiel als Doris´ Freund mit ihr Schluss macht. Eigentlich sollte Pippa mit ihr zusammen traurig und zerstört sein. Stattdessen ist sie insgeheim eigentlich froh, dass sie jetzt wieder mehr Zeit mit ihr verbringen kann. Solche Sachen eben.

»Ich finde es ganz schlimm, was in der Welt passiert, das schon. Aber es gibt da was, das mich noch viel mehr beschäftigt, und das ist der Wunsch, einen blick auf meine große Liebe zu erhaschen. {Beweisstück 1}«

Es ist klasse, wie locker Pippa mit ihren getrennten Eltern umgeht. Jeder hat jetzt seine eigene Familie, aber das ist halt so. Unter der Woche trainiert Pippa mit den Pferden auf dem Bauernhof ihrer Mutter und hängt viel mit ihrer besten Land-Freundin Doris herum. Ihr Vater will nichts über Pferde hören, aber Pippa trifft sich am Wochenende sowieso mit ihrer besten Stadt-Freundin Phine herum.

Meine Lieblingsfigur ist allerdings Pippas Mutter Katja. Sie ist phänomenal gelungen. Katja hat eine ganz bestimmte Sicht auf die Dinge und die ändert sie auch nicht. Sie ist eine freie Seele und setzt auf unkonventionelle Methoden, um andere zu überzeugen.

»Meine Mutter war wütend und tat, was sie meist tut, wenn sie ihrer Meinung Nachruck verleihen will: Sie zieht sich aus.«

Pippa hingegen schämt sich in solchen Momenten verständlicherweise für ihre Mutter. Aber darf man das? Sich für seine Mutter schämen? All diese Fragen aus ihrem verrückten Alltag bespricht Pippa mit ihrem Journal.

Wolf und Löwe – oder kurz gesagt Till

So lange schon beobachtet Pippa diesen Skaterjungen. Sie schwärmt förmlich für ihn. Doch sie traut sich nicht einen ersten Schritt zu machen. Schon gar nicht rechnet sie damit, dass sie sich irgendwann näher kommen könnten. Doch bei großen Familien, gibt es auch viele unbekannte Familienmitglieder…

»Till und ich redeten miteinander, als würden wir uns schon seit Jahren kennen. Überhaupt nicht wie eine Rolle Tesafilm, bei der man den Anfang nicht finden kann, sondern geschmeidig wie geschmolzene Butter.«

Ein umgedrehter Pferdedieb kommt auch noch dazwischen. Wie könnte so jemand wohl aussehen? Und vor allem, warum schmuggelt man ein Pferd auf einen fremden Bauernhof? Doch an der Beziehung zu Till hat dieses Ereignis einen nicht ganz unwesentlichen Anteil. Aber – ist diese Beziehung eigentlich erlaubt?

Lebensweisheiten to go

Ja, was soll ich groß um den heißen Brei herumreden. Ich. Liebe. Dieses. Buch! Barbara Tammes gelingt es perfekt die einzelnen Charaktere facettenreich und humorig darzustellen. Unglaublich anschaulich und detailreich, wie das genaue Buch. Noch dazu werden hier und da kleine Lebensweisheiten eingeschoben, die sich anfühlen, als wären sie einfach mal so locker-flockig aus der Hüfte geschossen. Dennoch bleiben sie im Kopf. So einfach und doch den Nagel auf den Kopf getroffen. Das ganze wird noch abgerundet von den absolut grandiosen Zeichnungen, die Pippa – beziehungsweise die talentierte Barbara Tammes – in ihr Journal kritzelt. Der Stil der Zeichnungen ist ganz besonders, und alles ist perfekt aufeinander abgestimmt.

Auch wenn dieses Buch auf der Internetseite des Verlags Coppenrath unter der Rubrik „Erzählendes Kinderbuch ab 5“ aufgeführt wird, so würde ich es eher für schon ein wenig ältere Kinder empfehlen. Nach oben gibt es meiner Meinung nach keine Altersbeschränkung, denn das Buch ist eine Bereicherung für jedes Bücherregal. Viele Zitate habe ich mir selber schon für meine Kalender herausgeschrieben und hoffe, dass wir bald Neues von der Autorin in die Finger bekommen!

Sofort bestellen bei Coppenrath | Die Spiegelburg ! ISBN: 978-3-649-62658-9

Wenn ihr genauso begeistert seid, wie ich, auf jeden Fall den vorhergehenden Band »Pippa – Mein halbes Leben ist ein Ponyhof«lesen und für begeisterte Zeichner darf das Kritzel-Journal nicht fehlen.

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